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Krebs als Chance

Jürgen Straubinger

Christina

Christina

Als Christina realisierte, dass der Krebs ihres Mannes...

…Stefan sich im Endstadium befand, stellte das Leben sie vor gleich zwei große Prüfungen. Die Erste bestand darin Abschied zu nehmen, denn der Krebs hat sich bei Stefan bereits stark ausgebreitet. Die Zweite bestand darin das eigene Schicksal zu akzeptieren. Denn auch Christina hatte selbst Brustkrebs. Nicht dass ihr zum damaligen Zeitpunkt eine Diagnose vorgelegen hätte, doch sie spürte längst, dass die Krankheit auch in ihr heranwuchs, auch wenn sie ihr Möglichstes tat die Anzeichen zu ignorieren. Wie viele andere Menschen, die von zu vielen Sorgen geplagt sind, verdrängte sie was sie nicht zu tragen können glaubte. Christina drohte sich in Trauer um ihren Mann Stefan und unter der Vielzahl an Eindrücken, die auf sie einprasselten, selbst zu vernachlässigen und die Hoffnung auf einen weiteren Lebensabschnitt aufzugeben.

 

Unter dem Stress verbunden mit den zahllosen Behandlungsterminen ihres Mannes und der Gewissheit, dass ihre gemeinsame Zeit bald enden würde, drohte sie ihre eigene Lebensführung aus den Augen zu verlieren. Es entzog sich ihrer Vorstellungskraft, wie ein Leben ohne ihren Lebens- und Weggefährten aussehen würde. Sie stellte es sich leer und einsam vor. Dabei bestand für sie noch ausreichend Hoffnung.

 

Christina wollte nach Stefans Tod nicht aufgeben. Es fiel ihr allerdings schwer den Überblick über alles zu behalten was nötig war, um weiterzumachen. Immer wieder prasselten völlig entgegengesetzte gut gemeinte Ratschläge auf sie ein. Aber auch Ballast aus ihrer Vergangenheit belastete sie sehr und nahm ihr die Kraft, sich den ohnehin schweren Aufgaben zu stellen, welche Stefans und ihre eigene Krankheit mit sich bringen würden. Sie brauchte einen Blick von außen, jemanden der ihr in diesem Meer von Eindrücken half, die Orientierung zu behalten und Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Es war zu diesem Zeitpunkt, als sie sich an mich wendete.

 

Mir fiel schnell, nachdem sie ihre ersten Zweifel abgelegt hatte, ihre eigentliche Stärke, ihre lebensfrohe Natur und ihr ungebrochener Lebenswille auf. Diese Eigenschaften halfen ihr auf dem Weg ihre Chancen auf eine Genesung auch aus eigener Kraft zu vervielfachen. Jedoch war der Schmerz und der Stress dieser Zeit immens groß. Häufig sorgten diese beiden Faktoren dafür, dass Christina geistig abwesend war, wo sie eigentlich am meisten gefordert wurde.

 

Meine Rolle bestand darin, das Chaos zu ordnen, um ihr dabei zu helfen, die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit zu treffen. Wir entwickelten einen Plan, den sie für sich umsetzte. Sie lernte ihre Situation zu akzeptieren bevor sie betrauerte und das Glück anzunehmen, dass sie in ihrer Vergangenheit erfahren hatte. Sie blickte dankbar auf die wunderschönen Jahre zurück, die ihr mit ihrem Ehemann vergönnt waren.

 

Nun war sie angetrieben von der Chance, dass am Ende dieses Weges einige der vielen schönen Dinge, die sie noch erleben wollte auf sie warten würden. Sie lernte, sich weniger von den paradoxen Urteilen und Ratschlägen aus ihrem Umfeld beeinflussen zu lassen und ging ihren eigenen und richtigen Weg. Christina traf die richtigen Entscheidungen und setzte sie konsequent für sich um. Nach und nach besserte sich zunächst ihre mentale Verfassung und schließlich auch ihre körperliche. Nach Monaten intensiver gemeinsamer Arbeit teilte Christina mir den neuen Befund des Arztes mit und ich freute mich so sehr zu hören, dass der Tumor unter Kontrolle ist.

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